auf den Spuren von Ute & Dirk Prüter

"Köln - Formentera" transalp i

Kurzfassung

Vorgeschichte

„Ein Mann muss tun, was er tun muss.“ Kunstpause. Ute ist ganz angetan von dem Spruch, den sie da gerade von einer ihrer Freundinnen als Kurznachricht erhalten hat. Ich ahne bereits, was folgt. „Und eine Frau sagt ihm, was das ist.“, so in der Richtung hatte ich mir das vorgestellt. Respektloser Haufen, aber so sind sind sie – und doch irgendwie liebenswert.
Nichtsdestotrotz – muss ich mir Gedanken um mich machen? Bin ich anders, als die anderen Kerle? Nicht, dass ich davor Angst hätte oder dass ich den Spruch schlecht finde, aber der Nachsatz? Ginge es danach, wüchse im Garten ein grüner, kurz geschnittener Golfrasen, der Keller wäre aufgeräumt und die Wände im Haus wären frisch gestrichen. Das Problem dabei nur: die Liste ließe sich endlos fortsetzen – und wo bliebe Mann dabei?
Entsprechend mutiert bei uns der Garten eher zum Urwald, im Keller liegt unten, was am längsten nicht mehr benötigt wurde, auf den Wänden ließen sich unterschiedliche Weißtöne bewundern, würde man probeweise einen Pinselstrich frischer Farbe auftragen, und so weiter. Statt dessen sitze ich nach Feierabend auf dem Fahrrad, um dem Bewegungsdrang nachzukommen, hocke Abends vor dem Bildschirm, um zu schauen, welche neuen Wege man unter die Räder nehmen könnte, und treibe mich im Urlaub auf dem Wasser herum, was ja auch nicht unwichtig ist. Man(n) will sich ja nicht einseitig beschäftigen, und wozu gibt es Kajaks, Segel und Surfbretter.
Überhaupt – ginge es nach mir, wäre ich Ende April Richtung Island aufgebrochen. Mit dem Rad, für circa acht Wochen. Oder neun, oder zehn. Einer An- und Abreise mit der Fähre hätte ich gegenüber der mit dem Flieger eindeutig den Vorzug gegeben. Die Erkenntnis der beiden voran gegangenen mehrwöchigen Reisen, dass es mir dort am besten gefiel, wo am wenigsten los war, und davon verspreche ich mir auf Island eine Menge, sowie Reiseberichte wie der von Hans-Jürgen, dem in Tasmanien lebenden Hammer (also dem Herrn, der zuvor in Hamm/Westfalen lebte), den wir auf dem Weg zum Nordkap begegneten, ließen den Wunsch keimen, die Insel im rauen Nordatlantik selbst in Augenschein zu nehmen, doch dann gab es da dieses Projekt des Hauptsponsors, das sich nicht mit dem eigenen Vorhaben in Einklang bringen ließ. Hat man halt davon, wenn man finanziell nicht unabhängig ist. Eigene Schuld, sozusagen. Aber aufgeschoben heißt ja nicht aufgehoben.

So wuchs die Idee nach einer Alternative zur Dezimierung der eigens für ausgedehntere Reisen angesparten Überstunden. Eine erneute Tour nach Formentera. Formentera? Welch Überraschung! Gab es das nicht bereits?
2011, auf direktem Wege, oder 2013, mit einem Schlenker zunächst gen Norden?
Eine ebenfalls im Hinterkopf bestehende „große Route“ mit mindestens 6000 Kilometern scheidet aus terminlichen Gründen aus. Es sollte schon die Zeit der langen Tage und lauen Nächte genutzt werden und sich mit Utes Jahresurlaub kombinieren lassen, der alljährlich in die zweite Hälfte von Nordrhein Westfalens Sommerferien fällt. Da für meine einzige und somit Lieblingsfrau zunächst mehrmonatige Touren ebenso wenig in Betracht kommen wie Routen mit größerer Anzahl an Höhenmetern heißt dies, das der Radelei drei Wochen gemeinsamer Strandurlaub auf der Insel des Vertrauens voraus gehen. Wie es der Zufall will, führt uns der Weg ebenfalls nach Formentera, befindet sich doch dort die Ferienresidenz, die wir unser eigen nennen dürfen.
Da mir zudem daran gelegen ist, nicht unbedingt am Tag nach Erreichen des Ziels aus eigener Kraft wieder mit der Arbeit zu beginnen, sondern statt dessen wenigstens zwei Wochen die Beine hoch zu legen oder Sand zwischen den Zehen rieseln und Eindrücke sacken zu lassen, bleiben von einer zwölfwöchigen Auszeit gerade noch sieben Wochen für das Pedalieren – wahre Probleme also!
Bei einem Tagespensum von 70 Kilometern, einem Wochenschnitt von somit etwa 500 Kilometern, komme ich gemäß Adam Riese auf insgesamt rund 3500 Kilometer. Mit ein wenig Einsatz mehr mögen 4000 möglich sein, aber dann sollte auch so langsam die Schallmauer erreicht sein – es soll ja nicht darum gehen, Kilometer zu fressen oder Rekorde aufzustellen. Dafür sind andere zuständig.
Unter Berücksichtigung dieser Randbedingungen fällt meine Wahl auf eine Fahrt über die Alpen. Schon mehrfach stieß ich in diesem Zusammenhang auf eine alte Römerstraße, die sich für gemäßigte Reiseradler anbietet. Keine übermäßigen Steigungen, über weite Strecken frei vom motorisierten Verkehr und mit einer geeigneten Infrastruktur, was Übernachtungen und Verpflegung anbelangt. Spätestens von Füssen aus geht es in die Berge, und ob man nach der Bewältigung von Fern- und Reschenpass den Weg Richtung Gardasee oder Venedig einschlägt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Den Wegbereitern waren wohl beide Ziele wichtig. Der Name dieser antiken Piste: Via Claudia Augusta. Stellt sich zunächst also nur noch die Frage: wie gelange ich nach Füssen, und wie von Tirol aus zu den Balearen?
Nach einigen Recherchen entschließe ich mich, vorhandene Fernradwege nutzen zu wollen, was die Ausarbeitung von Routen für das Navi vereinfacht, da sich im Netz entsprechende Daten finden. Zwar deckt sich nicht alles, was ich mir auf den Rechner lade, mit meinen Vorstellungen, abschnittweise suche ich mir dann doch meine eigenen Strecken zusammen, wenn sich stärker befahrene Straßen vermeiden lassen, aber im Großen und Ganzen bin ich mit der Menge an direkt verwertbarem Material zufrieden. Letztendlich gelange ich zu folgendem Verlauf:

  • von der Haustür in Köln aus über die Felder zur Sieg (20 km),
  • D-Route 4, die Mittelland-Route, über Siegen und Marburg bis an die Fulda (283 km),
  • D-Route 9, die Romantische Straße, über Fulda, Würzburg, Rothenburg ob der Tauber, Donauwörth bis Augsburg (411 km),
  • Via Claudia Augusta, über Meran, Bozen, Treviso nach Venedig (751 km),
  • Eurovelo Route 8, die Mittelmeer-Route, oder das, was ich dafür halte; den Po hinauf bis Turin, hinunter an das Mittelmeer bei Monaco, über Nizza, Cannes, Béziers, Narbonne bis an die Pyrenäen, auf deren spanischer Seite weiter bis Barcelona und, wenn sechs Wochen bis dahin nicht deutlich überschritten sind, durch das Ebrodelta weiter bis Dénia, wo spätestens der Umstieg auf die Fähre nach Ibiza beziehungsweise Formentera erfolgt (Italien: 922 km; Frankreich: 689 km; Spanien: 750 km). Leider geben die Eurovelo Seiten im Internet noch immer keine „offizielle“ Version ihres Streckennetzes her (Stand: Juli 2015), so dass ich hier und da meine eigene Interpretation anhand attraktiv erscheinender Wege treffe.
Zähle ich alles zusammen, sollten es insgesamt ohne Um-, Ab- und Irrwege gut 3800 Kilometer werden, dass heißt, ich liege nur 10 Prozent über dem, was mit 70 Kilometern pro Tag möglich sein sollte. Bei 10 bis 20 Kilometern mehr pro Tag sollten folglich ein Tag für die Besichtigung Venedigs heraus springen, mit eigenen Augen gesehen habe ich die Stadt bislang noch nicht, und Reserven für Unvorhergesehenes oder Tage mit längeren beziehungsweise steileren Passagen bleiben, ohne dass die komplette Zeitplanung hinfällig wird. Die Anzahl Höhenmeter im Vorfeld zu recherchieren erscheint mir zu ungenau und aufwändig, entsprechend lasse ich mich überraschen, was da auf mich zukommt und das Navi jeweils am Ende des Tages anzeigt beziehungsweise was sich bei Erreichen des Ziels in Summe ergibt.

Was die Ausrüstung betrifft, so kann ich aus dem Fundus schöpfen, der sich im Laufe der letzten vier Jahre angesammelt hat. Lediglich hinsichtlich des Fortbewegungsmittels bin ich lange Zeit unschlüssig. Nehme ich das Reiserad, das ich mir eigens für Island angeschafft habe, mit den breiteren Reifen für „rustikaleres“ Gelände, oder gebe ich dem noch neueren Liegedreirad den Vorzug, das entspanntes Dahingleiten verspricht, ohne dass Handinnenflächen oder Sitzfleisch malträtiert werden; hat auf jeden Fall seinen Charme. Eine „Proberunde“ von Dortmund nach Köln ist es nicht, die mich von dem neuen Gefährt abbringt. Zumindest nicht die Bewältigung der auf dem Wege befindlichen Höhenunterschiede. Das eine oder andere Mal mag ein Zweirad vorteilhafter sein, mit dem ich im Wiegeschritt vielleicht etwas zügiger voran gekommen wäre, doch es waren auch Hügel dazwischen, die ich bei sonst aufrechter Fahrweise schiebe, wohingegen ich den Sitz des Dreirades nicht verlasse. Und das eine Mal, das das Hinterrad auf dem Waldboden durchdrehte, wäre ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch vom Zweirad abgestiegen. Ausschlaggebend war eher der Singletrail, der nur Schulter breite Trampelpfad, auf den ich mich verfahren hatte und die Tatsache, dass ich im Zuge der Feinplanung einige Wege in Frankreich und Italien einbezog, die ähnlich geartet sein könnten, verstehe ich in der OSM Karte den Hinweis „Pfad, MTB (also Mountainbike) tauglich“ richtig. Auch vermeide ich mit meiner Entscheidung weitere Investitionen, die entweder in Liegerad-Packtaschen oder in eine Lowrider-Halterung für das Trike zu tätigen gewesen wären. Dafür werde ich aber den faltbaren Campingstuhl im Gepäck haben, auf den ich bei Verwendung des Fahrzeugs mit „integrierterm“ Sitz hätte verzichten können; ein bisschen Luxus bin ich mir durchaus wert. Es bleibt also das bereits bekannte Für und Wider und die Bestätigung der Weisheit, dass das Leben ein Kompromiss ist.
Neben der Komfort–Sitzgelegenheit gibt es noch eine knappe Hand voll weiterer Dinge, die neu in die Taschen wandern. Zum einen wäre da das Einmannzelt, verspricht es doch, auch ohne abgespannt werden zu müssen, frei stehen zu können, womit mir Probleme erspart bleiben sollten wie in Portugal, wo ich zwei Jahre zuvor auf sandigem Boden meiner Behausung nach einem Windstoß hinterher laufen konnte, bevor es an das Einsammeln der heraus gerissenen Heringe ging. Darüber hinaus werden ein Waschbeutel sowie der Wassersack mit Duschaufsatz Leerräume füllen, auf dass die tägliche Hygiene nicht leide, auch wenn ich mal einen Tag ohne Campingplatz auskommen muss oder will; bleibt mir nur, mich rechtzeitig um Wasser zu kümmern.
Keinen Platz im Gepäck beansprucht der vom ADFC angebotene Fahrrad-Pannenschutzbrief. Ähnlich wie das Pendant von der entsprechenden Interessengemeinschaft für Automobilisten verspricht er Europa weite Hilfe im Bedarfsfall rund um die Uhr. Mit 20 Euro zuzüglich der 60 Euro Jahresbeitrag für die Mitgliedschaft im Verein und für alle Haushaltsmitglieder geltend ein überschaubarer Betrag für etwas, auf das hoffentlich keiner zurückgreifen muss. Für den Zweifelsfall aber verspreche ich mir reduzierte Mühen und Kosten – Abenteuer „light“ oder „2.0“, sozusagen.
Bezüglich der Technik greife ich auf ein neues Ladegerät zurück, das den Strom vom Nabendynamo abgreift, ansonsten bleibt alles beim Alten: der Pufferakku, um die während der Fahrt gewonnene Energie zu speichern, das Navigationsgerät, um der geplanten Route folgen und die gefahrene Strecke aufzeichnen zu können, eine Stirnleuchte, um auch Nachts nicht im Dunkeln zu stehen, ein USB-Ladegerät zur "Betankung" der Akkus für die beiden zuvor erwähnten Geräte, die Fotokamera sowie das Smartphone für den Internetzugang, die Unterhaltung in Form von Musik und E-Books, als „externes“ Gedächtnis mit seiner Diktiergerätsfunktion – ach ja, und zur telefonischen Erreichbarkeit, sofern Mobilfunknetze es zulassen.

Am 17.7. ist es dann soweit. Der letzte Arbeitstag fällt mit dem Abflugtag Richtung Formentera zusammen. Die „offenen Baustellen“ in der Firma sind nach bestem Wissen und Gewissen in die Hände der Kollegen übergeben, der jüngste Sohn räumt das Feriendomizil und die wesentlichsten Vorbereitungen für die in drei Wochen starten sollende Radtour sind abgeschlossen. Konditionelle Fortschritte verspreche ich mir von dem Strandurlaub nicht. Es dürfte eher weniger geradelt werden als Zuhause in und um Köln; Einkaufsfahrten ins Dorf beschränken sich auf 5 Kilometer, zum „Sommerstrand“, an den Abschnitt vor der Apartment-Anlage Voga-Mari, sind es auch nicht mehr als 15 Kilometer hin und zurück, mit viel gutem Willen, und die 170 Meter hoch auf die Mola, die Hochebene der Insel, rauf zum Hippiemarkt, werden wahrscheinlich nur zwei mal abgestrampelt werden, wobei auch dorthin nur auf Umwegen jeweils 40 Kilometer zu erreichen sind.
Ob ich ersatzweise in die Pedalen des Tretantriebs des Kajaks trete? Man wird sehen. Bläst der Wind kräftig genug, und davon gehe ich aus, kommen vorzugsweise die beiden Ausleger rechts und links des Rumpfes, auf dem ich sitze, sowie das Segel zum Einsatz. Oder ich übe mich im Windsurfen - wäre ja auch mal ein Fortschritt wenn mir der Richtungswechsel gelänge, ohne dabei abzutauchen.
Gespannt bin ich jedenfalls darauf, wie sich das Zeitgefühl entwickelt. Wird die zweite Urlaubshälfte wieder deutlich schneller verstreichen als die erste? Werde ich den Abflugtag diesmal herbeisehnen, anstatt ihm entgegen zu trauern? Fragen, die die Welt bewegen – zumindest meine kleine ...

Reisetagebuch

Die nachfolgenden Einträge entstanden während der Reise. Passt ein Satzende nicht zum Anfang, hat sich ein falsches Wort eingeschlichen oder fehlen Buchstaben, Punkte oder Kommas oder sind diese in die falsche Reihenfolge geraten, so mag es nach den Kilometern des Tages, an Konzentration sowie Zeit und Muße für eine Korrekturlesung gemangelt haben und ich bitte um Nachsicht. Wer Fehler findet, der mag sie behalten oder mir diese gerne mitteilen.
Ansonsten freue ich mich auch und gerade unterwegs über Mitleidsbekundungen, Durchhalteparolen, Tipps und Empfehlungen, was ich mir auf keinen Fall entgehen lassen darf, oder Anekdoten aus dem eigenen Leben, selbst wenn sie nichts mit dieser Tour zu tun haben.
Sollte während einer Tour die tägliche Berichterstattung mal auf sich warten lassen – fehlende Kommunikationsinfrastruktur, leere Akkus oder Begegnungen mit netten Mitmenschen mögen die Ursache sein.

Nun aber: viel Spaß bei der Lektüre. Sollten beim Lesen Fragen aufkommen - fragen!

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2015-08-18

die Alpen rücken näher
Bild 1/7

9. Tag: 83 Kilometer (Gesamt: 936); 1231 Höhenmeter, 891 Meter max. Höhe
Strecke: Ellighofen (Nähe Lech; 09:00 Uhr) - Oberpinswang (Österreich - Lech; 18:15 Uhr)
Wetter: unterschiedlich bewölkt, Nachmittags Regen, 17°

Zwar versteht man unter einem Kaltstart etwas anderes, aber das ist der Begriff, der mir an diesem Dienstag Morgen immer wieder durch den Kopf schießt. Die Nacht trug ich erstmalig die lange Unterwäsche im Schlafsack, die Temperatur dürfte sich um 10° bewegt haben, und ich starte das erste Mal in Turnschuhen und mit langer Hose. Starten? Na ja, ich versuche den Moment so weit wie möglich hinaus zu zögern, mir das noch klamme T-Shirt sowie langärmlige Trikot überzuziehen, doch irgendwann ist soweit alles gepackt, dass nur noch die Wäsche von der Leine fehlt.
Im nächsten Ort dann ein weiterer Versuch des Selbstbetrugs - hoffen, dass in einer Bäckerei bei einem Frühstück im Stehen die Klamotten trocknen. Klappt natürlich nicht, aber wenig später, an einer Tankstelle, auf einer Bank in der Sonne, wiederhole ich das Spielchen. Diesmal ist der Beweggrund allerdings eher ein anderer. An den Zapfsäulen gibt es Papiertücher, die ich gebrauchen kann, da nach zwei Tagen Nassfahrt die Kette knarzt und quitscht. Eine Ölung ist fällig. Hätte ich allerdings gewusst, was mir ein paar Stunden später widerfährt, ich hätte mir die Mühe sparen können.
Zunächst aber gibt es ein weiteres Problem zu beheben. Das Laden der jüngsten Daten in das Internet wollte nicht so recht. Auch an diesem Morgen versuche ich es wiederholt an mehreren Orten, doch immer wieder kommt es zu Blockaden. Vor einem McDonalds versuche ich erfolglos, mich des dortigen WLAN's zu bedienen, doch auch dies schlägt fehl. Anscheinend benötigt man ein Kennwort, was mir aber keinen Gang in die Burger Braterei wert ist. Letztendlich hilft nur Geduld und Spucke, beziehungsweise Energie, das mobile Datennetz einfach aktiviert zu lassen, dann stellt sich der gewünschte Erfolg ein.
Bei zeitweise aufgeklartem Himmel kurbele ich weiter gen Süden. Mal liegt der Lech zur Linken, mal geht es durch Wälder, dann wieder Wiesen und Felder. 35 Kilometer vor Füssen sind sie dann zu erkennen: zunächst nur schemenhaft, dann immer klarer - Höhenzüge der Alpen. Auch die Strecke passt sich mehr und mehr dem an, was vor mir liegt. Es wird hügeliger. Ich bilde mir aber ein, dass die vergangenen Tage nicht spurlos an mir vorüber gegangen sind. Nun mag es natürlich auch daran liegen, dass der Grad der Steigungen überschaubar bleibt, aber ich habe den Eindruck, bei dem einen oder anderen Anstieg wäre ich noch Tage zuvor abgestiegen und hätte geschoben. So aber kommen die kleinen Gänge zum Einsatz, ich scheue mich nicht mehr, weiterhin in klammen Klamotten zu strampeln, wenngleich es nun eine andere Feuchtigkeit ist, die in den Textilien steckt.
Auf einer Bergwiese genieße ich bei einem Zweitfrühstück die wärmenden Strahlen der Sonne. Es ist herrlich, das Müsli weg zu löffeln, auf die Berge zu schauen und über sich größere blaue Löcher zwischen den Wolken zu wissen.
Kurz vor Füssen liegt ein Fahrradverleih nebst -werkstatt am Wegesrand. Vom Fachmann lasse ich den Luftdruck kontrollieren, eine einfache Standpumpe mit Manometer ist nicht zur Hand, nur der Schlauch nebst Messgerät, der am Kompressor angeschlossen ist, und der gerät nicht in des Laien Zugriff. Gut, mag Sinn machen, schnell sind bei zu unbedachtem Hantieren Schlauch, Mantel, Felge und vielleicht noch mehr gesprengt, aber es gibt dem Profi auch die Gelegenheit, Geld zu generieren. Mit einer Kettenmesslehre stellt er fest, das ein Wechsel sinnvoll wäre; wohin ich den noch wolle? Über die Alpen? Noch 3000 Kilometer weit? Na dann aber zur Rettung des Ritzelpaketes schleunigst eine neue Kette drauf! Und was macht man, als verunsicherter Halbwissender? Man folgt dem Rat des Experten.
Ob so etwas denn schnell und unkompliziert machbar ist? Ganz so einfach geht es zwar nicht, aber wenn ich eine halbe Stunde Zeit investiere, dann würde da was gehen. Entsprechend überbrücke ich einen Teil im gegenüber gelegenen Imbiss, verleibe mir eine warme Mahlzeit ein und lasse meinem Körper isotonischen Saft zukommen - nee, keine Ahnung, wie es um die Substanz des alkoholfreien Hefeweizens bestellt ist.
Anschließend noch ein wenig warten, assistieren, philosophieren und Erkundigungen nach den vor mir liegenden Kilometern einholen, dann ist der Drahtesel wiederhergestellt - mit neuer Kette. So viel zu dem Öl, das ich mir hätte sparen können, doch ich bilde mir ein, ich hätte am falschen Ende gespart, hätte ich auf die paar Tropfen verzichtet.
Kaum drehen sich die Räder wieder, beginnt es zu regnen. Ergiebig. Es dauert nicht lange, da bin ich ein weiteres Mal nass bis auf die Haut und beginne zu frösteln. Vor den nahen Bergen scheint die Luft bereits deutlich abgekühlter zu sein, was die Bereitschaft zur nächsten Investition begünstigt. Den Kauf eines Fleece Pullis. Füssen ist diesbezüglich bestens ausgestattet, hat neben historischen Gebäuden auch Sportartikel Läden zu bieten, kostet neben Geld aber ein weiteres Mal Zeit. Der Verkäufer gibt sich große Mühe mit mir, interessiert sich für den Einsatzzweck und dem, was ich noch so vor habe, und ehe ich der Stadt den Rücken kehre, ist es 17:00 Uhr.
Entsprechend gesammelter Empfehlungen bleibe ich meinem ursprünglichen Plan treu, wähle den längeren Weg über die Grenze rüber nach Österreich, der zusätzliche Höhenmeter mit sich bringt, dafür aber weitere Sehenswürdigkeiten liefert: Schloss Hohenschwangau, einen näheren Blick auf Schloss Neuschwanstein sowie den Alpsee. Busladungsweise werden die Touristen heran gekarrt, es wuseln Scharen ostasiatischer Besucher umher, die sogar auf ihnen vertraute Schriftzeichen treffen, wenn es darum geht, Souvenirs oder Fressalien an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen, ich komme aber auch dazu, mein Spanisch anzuwenden; kostenloses Sprachtraining beim Smalltalk mit einer Gruppe Iberer, die zwei Tage später vor dem Kölner Dom stehen wollen.
Es folgen schließlich die letzten Höhenmeter des Tages, die Wolken wollen nicht aufreißen, es regnet immer wieder, und ich tauche ein in die Bergwelt. Im Bestreben, nicht bibbernd den ersten Abend zwischen den Felsen zu verbringen, entschließe ich mich, mich mit einer Nacht unter festem Dach für die bisherigen Anstrengungen zu belohnen. Für die 60 Euro, die man mir abknöpft, bin ich zwar auch schon drei Tage lang ausgekommen, aber der Tag hat ohnehin bereits fast ein Wochenbudget gekostet. So finden diese Zeilen vom Stuhl hinter dem Fenster aus ihren Weg in das Tagebuch, wobei ab 21:00 Uhr selbst die Wolken in den Bergen von der Dunkelheit verschluckt werden.


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Ausrüstung

Rad + Zubehör

  • Koga Worldtraveller 29 bereift mit Schwalbe Marathon Plus
  • 1 Packtasche Ortlieb Rack Pack (31l)
  • 1 Paar Packtaschen Ortlieb Back Roller (2 x 20l)
  • 1 Paar Packtaschen Ortlieb Front Roller (2 x 12,5l)
  • 1 Lenkertasche Ortlieb Ultimate 4 (6l)
  • 1 Ladegerät Busch & Müller E-WERK
  • 1 Fahrradschloss Abus Bordo X-Plus 6500/85 sowie ein Stahlseil Abus Cobra zur Sicherung des Rades
  • 1 Kabelschloss Abus Globetrotter 202/90 zur Sicherung des Gepäcks
  • 1 Spanngurt a 1.5 m
  • Werkzeug, Flickzeug und Ersatzteile (u.a. Schläuche, Speichen, Bremsbeläge, Kettenschlösser, Kettenöl, kleine Doppelhub Luftpumpe)

Camping

  • Zelt Hilleberg Soulo + Footprint + 5 Sandzeltanker
  • Isomatte Therm-a-Rest ProLite Plus large sowie Reparaturflicken
  • Kopfkissen Therm-a-Rest Compressible Pillow
  • Helinox Klappstuhl
  • Daunen-Schlafsack Meru Kolibri
  • großes und kleines Microfaser Handtuch sowie Waschlappen
  • Ortlieb Faltschüssel, Wassersack + Duschvorsatz
  • Scrubba Waschsack (Outdoor "Waschmaschine")

Bekleidung

  • Kappe
  • T-Shirts
  • Pulli
  • Slips
  • Hosen
  • Socken
  • 1 Paar Turnschuhe, Sandalen
  • Badehose
  • Weste (Windbreaker)
  • Multifunktionstuch (Buff)
  • Regenbekleidung (Jacke, Hose, Gamaschen)
  • Mütze
  • 1 Paar Fahrrad Handschuhe (die ohne Fingerspitzen)
  • Fahrradhelm, Warnweste

Technik

  • 1 Netbook Asus eee R101
  • 1 GPS Gerät Garmin etrex Vista HCx mit Kartenmaterial OpenFietsMap (s.u.)
  • 1 Kamera Panasonic Lumix FZ38
  • 1 Smartphone Samsung Galaxy S3 mini mit deutscher Prepaid Karte
  • 1 Sanyo eneloop USB-Ladegerät MDU01 zum Aufladen von 2 AA bzw. AAA Akkus
  • 1 POWERTRAVELLER Minigorilla Ladegerät mit Adaptern für die zuvor genannten Geräte
  • 1 Stirnleuchte
  • Ersatzakkus für Navi & Taschenlampen

Sonstiges

  • Kulturbeutel mit Zahnbürste, Zahnpasta, Shampoo, Rasierapparat/Haarschneidemaschine
  • Sonnenbrille, Lesebrille (man ist ja nicht mehr so ganz jung)
  • Armbanduhr
  • Klappschaufel, Toilettenpapier
  • 3m Seil und Wäscheklammern
  • 1 Rolle (5m) Duck Tape, handvoll Kabelbinder

Route

Kurzfassung

Vorgeschichte

Reisetagebuch

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  • 9-2015
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Ausrüstung

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