Köln - Konstanz - Konstanza und zurück i
Vorgeschichte
„Lass uns doch mal die Donau abradeln.“
Mein Vorschlag wird von der Frau meiner Wahl nicht direkt kategorisch abgelehnt.
Sicher, eine Reise nicht aus eigener Kraft würde wohlwollender aufgenommen,
doch immerhin verspricht eine Tour einen Fluss entlang weniger Höhenmeter und moderatere Anstiege
als die Runde über den
Rallarvegen
beziehungsweise durch das südliche Norwegen den Sommer zuvor.
Ansonsten ist die Idee nicht ganz neu,
wenngleich in ihrer Ausprägung harmloser als das,
was ich ursprünglich mit ihr verband: die Route über den Bosporus von Köln nach Formentera.
Ist man erst einmal am Schwarzen Meer, wäre Istanbul nicht mehr weit,
ein wenig Inselhüpfen in der Ägäis quasi naheliegend,
Piräus ein prima Ort, wieder festen Boden unter die Räder zu bekommen,
ein paar Kilometer griechisches Festland,
übersetzen nach Bari, ein bisschen Höhenmeter sammeln im Süden Italiens,
Amalfiküste, Rom sowie vielleicht Sardinien abklappern
und schon wäre auch Barcelona nur noch ein Katzensprung weit entfernt
und damit die kleine Baleareninsel so gut wie erreicht.
Zumindest auf der Landkarte ein Klacks.
Aktuelle politische Verhältnisse laden jedoch nicht gerade zum Überqueren der EU Außengrenze im Südosten ein
und auch Ute kann ich nicht für meine Vorstellung begeistern.
Die Schmalspurversion hingegen klingt unverfänglicher.
Der Weg von Köln aus an den Ort, an dem Europas zweitlängster Fluss offiziell entspringt,
ist verhältnismäßig trivial.
Den Rhein hinauf bis zum Bodensee,
von Konstanz aus einmal über den nächsten Hügel und schon ist Donaueschingen erreicht.
Der Rest ist ein Kinderspiel.
Einfach dem Wasser folgen.
Entsprechend ist eine Strecke schnell geplant.
Das Tourenportal Biroto wird durchforstet,
die entsprechenden EuroVelos heraus gepickt,
mittels Naviki Verbindungen geschaffen,
wo keine namhaften existieren,
alles wie gehabt per BaseCamp einmal hin und her gewandelt mit dem Ziel,
eine praktikable Anzahl Wegpunkte zu erhalten,
dann folgt ein wenig Fleißarbeit.
Die Route muss in Abschnitte zerlegt werden, die für das Navi verdaulich sind.
Die mittlerweile betagte Technik verträgt nicht mehr als 250 Koordinaten am Stück,
was je nach Topologie über den dicken Daumen Strecken zwischen 8 und 80 Kilometern abbildet.
Zudem hilfreich: enden Teiletappen an sehenswürdigen Orten oder solchen, an denen übernachtet werden kann,
vereinfacht es das Leben unterwegs.
Bei der Gelegenheit werden auch gleich die Tipps und Empfehlungen beherzigt,
mit denen uns Michaela und Frank versorgten.
Sie radelten die Strecke 2017 und 2018 und unsere Wege kreuzten sich zufällig nahezu vor deren Haustür in der Eifel,
während es mich in die Ardennen zog.
Kommt davon, wenn man sein bepacktes Vehikel vor dem Supermarkt parkt,
sich von der gemeinsamen Leidenschaft vorschwärmt und ein Wort das andere ergibt.
In Anbetracht eines sich zur Tradition entwickelten Ereignisses ist auch der Startzeitpunkt schnell gefunden. Am letzten Wochenende im April öffnet die SPEZI ihre Pforten, die Spezialradmesse in Germersheim. Die einstige Garnisonsstadt liegt am Rhein zwischen Speyer und Karlsruhe, damit auf dem Wege, der Campingplatz im nahe gelegenen Lingenfeld ist vertraut, ein Besuch ohnehin beabsichtigt, darf ich immerhin dort vor interessiertem Publikum von meinen Erlebnissen einer winterlichen Tour mit dem Trike berichten. Insofern – keine Frage. Die Anreise zur SPEZI wird zum Auftakt der Tour. Waren uns die dreieinhalb Tage für die 300 Kilometer im Vorjahr ein wenig zu knapp, kalkulieren wir diesmal anderthalb Tage mehr ein. Vom Timing her perfekt. Ostermontag geht es los.
Etwas anders verhält es sich mit einer weiteren Veranstaltung. Sie findet in Bregenz statt, am südlichen Zipfel des Bodensees. Dort treffen sich die Dreiradler des im Internet beheimateten Velomobilforums. Wie schon seit Jahren: am Himmelfahrtswochenende. Verabredete man sich im Jahr zuvor am Rande des Teutoburger Waldes und führte mich meine Fahrt zum Brocken für eine Stippvisite dort vorbei, bietet es sich in diesem Jahr an, ein paar Tage länger dem sympathischen Haufen beizuwohnen. Immerhin ist die Anzahl vertrauter Gesichter in der Zwischenzeit nicht kleiner geworden. Dumm lediglich, dass zwischen SPEZI Wochenende und Trike-Treffen Ende Mai beziehungsweise Anfang Juni fünf Wochen liegen, die Zeit zur Überwindung der räumlichen Distanz uns aber nur gut eine Woche abverlangen sollte. Gut, die Fahrt vorbei am Rheinfall bei Schaffhausen und rund um das schwäbische Meer lässt sich ohne Probleme etwas in die Länge ziehen, auch Straßburg und Basel böten sich an, intensiver inspiziert zu werden, ebenso bestünde die Gelegenheit, den einen oder anderen Kontakt zu pflegen, doch fünf Wochen – da bleibt Potential für mehr.
Ähnlich sieht es aus mit den rund 3000 Kilometern zwischen Konstanz und Konstanza. Bei 70 Kilometern pro Tag beziehungsweise 500 Kilometern pro Woche sowie einiger Reserven sollte es machbar sein, das Ziel Ende Juli zu erreichen. Optimale Voraussetzungen an sich für Ute, auf ihren Arbeitgeber zuzugehen und ein Vierteljahr unbezahlten Urlaub zu erbitten. Zuzüglich einiger Tage Jahresurlaub vorher, ab Ostern, sowie einiger danach, die sich mit den Betriebsferien decken, und die Sache passt. Leider jedoch stößt unser Ansinnen an entsprechender Stelle nicht auf den erhofften Zuspruch. Da Ute zum Zeitpunkt der Absage mittlerweile ausreichend vom Radreisevirus befallen ist, tritt sie in meine Fußstapfen. Ein Aufhebungsvertrag mit dem Brötchengeber wird aufgesetzt, unterzeichnet und kaum ist die Tinte auf dem Papier getrocknet, existieren keine zeitlichen Zwänge mehr. Wir sind frei zu entscheiden, die Reise am Schwarzen Meer enden zu lassen oder fortzusetzen sowie unterwegs auch mal weiter nach rechts oder links abzubiegen, doch Ute will sich nicht festlegen. Irgendwo lastet in ihr die Erinnerung, dass sie auf unserer 'Nordroute' von Köln nach Formentera nach hundert Tagen unter massivem Heimweh litt und die Tour seinerzeit irgendwo zwischen Paris und Bordeaux abbrach.
Ausrüstungstechnisch besteht so gut wie überhaupt kein Handlungsbedarf. Gut, eine neue Powerbank könnte sich verdient machen, ein zerschlissenes T-Shirt ersetzt werden, doch im Großen und Ganzen mangelt es weder an Campingutensilien noch an Technik oder Anziehsachen geschweige denn an fahrbaren Untersätzen. Hinsichtlich letzterem können wir aus dem Vollen schöpfen. Zweirädrig, dreirädrig, aufrecht sitzend, liegend – wir haben nahezu die Qual der Wahl, nur eingebauter Rückenwind findet sich nicht in der Garage.
Bleiben organisatorische Vorbereitungen. Auch diesbezüglich machen wir uns nicht verrückt. Das Auto wird drei Monate zu früh noch einmal über den TÜV gebracht, gute Seelen zur Leerung des Briefkastens sowie zum Gießen der Pflanzen rekrutiert, weitere Kleinigkeiten geregelt, dann fällt uns nichts mehr ein. Nichts? Kaum sprechen wir darüber fällt uns ein, dass vielleicht noch ein neuer Personalausweis anzufordern sei. Oder ein Provisorium. Ein Ablaufen während der Reise ist eher suboptimal, sind immerhin mit Serbien Grenzen eines Landes zu überschreiten, das nicht dem Schengen-Abkommen unterliegt und mit einem Blick auf das Dokument zu rechnen ist. Und eine Europawahl findet auch noch statt, zu der Briefwahlunterlagen erst einen Tag nach dem geplanten Aufbruch verschickt werden. Aber gut. Einfach kann jeder. Unproblematischer verhält es sich mit anderen Dingen. Eine an die Kreditkarte gekoppelte Reisekrankenversicherung mit limitierter Laufzeit lässt sich im Zweifel verlängern, im Falle nicht erhoffter Pannen an den Rädern sollte der Schutzbrief des Fahrradclubs Unterstützung leisten, verbleibende Risiken können wir nicht anderen aufhalsen oder abwenden. Doch was soll's. Wo kämen wir hin, könnten wir uns gegen Erdbeben, Schietwetter oder ärgere Steigungen impfen lassen? Nein, ein gewisses Maß an Unwägbarkeiten soll erhalten bleiben. Was machte sonst den Reiz einer solchen Unternehmung aus? Wie weit wir dabei kommen? Man wird sehen …
Reisetagebuch
Die nachfolgenden Einträge entstanden während der Reise.
Passt ein Satzende nicht zum Anfang,
hat sich ein falsches Wort eingeschlichen
oder fehlen Buchstaben, Punkte oder Kommas
oder sind diese in die falsche Reihenfolge geraten,
so mag es nach den Kilometern des Tages,
an Konzentration sowie Zeit und Muße für eine Korrekturlesung gemangelt haben und ich bitte um Nachsicht.
Wer Fehler findet, der mag sie behalten oder mir diese gerne mitteilen.
Ansonsten freue ich mich auch und gerade unterwegs über Mitleidsbekundungen, Durchhalteparolen, Tipps und Empfehlungen,
was ich mir auf keinen Fall entgehen lassen darf,
oder Anekdoten aus dem eigenen Leben, selbst wenn sie nichts mit dieser Tour zu tun haben.
Sollte während einer Tour die tägliche Berichterstattung mal auf sich warten lassen
– fehlende Kommunikationsinfrastruktur, leere Akkus oder Begegnungen mit netten Mitmenschen mögen die Ursache sein.
Nun aber: viel Spaß bei der Lektüre. Sollten beim Lesen Fragen aufkommen - fragen!
2019-07-25
95. Tag: 104 Kilometer (Gesamt: 5430); 763 Höhenmeter; 116 Meter max. Höhe
Strecke: Oltina/Viile (08:15) - Cernavoda - Hârsova (20:15)
Wetter: sonnig/windig, 30°
Dass Orte, die bei Tageslicht Ruhe und Frieden ausstrahlen, Nachts unheimlich werden können? Die Erfahrung ist mir nicht fremd. Das Rascheln des Strohs unter mir, auf meinem gemähten Kornfeld, das Flattern des Zelttuchs im Winde, krabbelnde Insekten auf eben diesem Stoff - die Bandbreite dessen, was sich da außerhalb der betuchten Behausung tut, ist gewaltig. Es waren aber eher andere Dinge, die mich irritierten. Das entfernte Geheule - könnten das Wölfe sein? Es soll sie ja geben, in Rumänien. Aber hier, auf den Feldern, wo weit und breit kein Vieh zu sehen war? Wenn, dann doch vielleicht unten am Fluss oder in den Wäldern. Zur Beruhigung legte ich mir mein Universalwerkzeug mit ausgeklappter Klinge griffbereit an das Kopfende der Luftmatratze. Damit es im Zweifelsfall richtig unangenehm sein sollte, wischte ich vom Messer auch nicht die klebrigen Überreste der Honigmelone ab, für die es zuletzt herhalten durfte. Dann war da noch der Trecker. Alle Viertelstunde fuhr er mir gefühlt durch das Zelt, machte es mit seinen Scheinwerfern zur Leinwand, drehte kurz darauf wieder ab. Sehr seltsam. Irgendwann schaute ich auf die Uhr. 23:40 Uhr. Haben Landwirte auch Nachtschicht? Am Morgen gurkt der Traktor immer noch auf dem Acker herum. Jedoch ein Stück weiter. Hinter sich ein Gerät, das den Boden auflockert. Der Wind bläst den Lärm in die mir abgewandte Richtung. Zu guter Letzt waren da noch die Flugzeuge. Wie zivile Maschinen hörten sie sich nicht an. Doch egal. Irgendwann müssen mir die Augen zugefallen sein. Als der Wecker um sechs geht, reißt er mich aus einem kruden Traum. Ein verschlafener Blick aus dem Zelt, dann kehren schnell die Lebensgeister zurück. Da ist er wieder: der Zauber der Landschaft. Die Sonne rückt in zurecht.
Um eventuellen Zweiflern zuvor zu kommen, packe ich mein Geraffel zusammen und baue das Zelt ab. Anschließend genieße ich noch einmal den Blick über das Tal – mit der Tasse Müsli in der Hand.
Nachdem auch die Katzenwäsche vollzogen ist und die Beißerchen geschrubbt sind, gibt es kein Halten mehr. Aufbruch. Talwärts rollen. Mit knappen zehn Stundenkilometern. Kakao und Müsli werden noch einmal gut geschüttelt. Die Angst gilt jedoch eher dem Fahrzeug. Der lose Schotter rüttelt es kräftig durch. Nach zwei Kilometern geht es wieder leicht bergauf. Zeit für die Bremsen, sich abzukühlen. Nach ein paar hundert Metern Asphalt. Es strampelt sich leichter, bleibt aber ein kurzes Vergnügen. Bereits die Karte zeigte: Viile, so der Ort wirklich so heißt, Schilder gibt es keine, besteht überwiegend aus halbbefestigten Wegen. Knorriger Lehm. Es gibt auch keine Autos. Hier und da steht ein Pferd, Esel oder Maultier vor der Tür, in Gärten stehen Karren. Gänse laufen über den Weg, Hühner, Hunde und Katzen wuseln umher, Einwohner beäugen mich skeptisch. Die Häuser: grau, viele verfallen. Trotzdem hat jeder seinen Zaun um das Grundstück. Gibt es hier vielleicht doch Wölfe? An Futter sollte es nicht mangeln. Vor dem Dorf weiden Schafe und Ziegen, ein paar Kühe sind ebenfalls auf Wiesen angepflockt, irgendwo qualmt es - Müllentsorgung. Ich komme mir vor, als mache ich eine Zeitreise. Einzig die Plastiktüten, ausgediente Schuhe mit Kunststoffsohlen sowie Elektroleitungen an Holzmasten verdeutlichen mir, welches Jahrhundert auch hier Einzug erhielt.
Auf zerfurchten Wegen verlasse ich das Dorf. Zwar stellt das Fahren eines Liegedreirades keine technische Herausforderung dar, dennoch besteht Potential, umzukippen. Erst am Vortag lag ich plötzlich auf der Straße. Ist eine gewisse Schräglage erreicht, gibt es kein Zurück mehr. In den Spurrillen beziehungsweise auf der Grasnarbe ist der Punkt schnell erreicht. Einen Stein übersehen, eine Bodenunebenheit oder einfach nur beim Treten das Gewicht ungünstig verlagert und ich kippe. Vorsichtshalber steige ich zwischenzeitlich ab und schiebe und auch kurbelnd bleibe ich nur knapp über Schrittgeschwindigkeit.
Um Viertel nach neun sind die ersten achteinhalb Kilometer bewältigt und ich habe wieder Asphalt unter den Rädern. Mit Dunareni hat mich die Zivilisation zurück. Vor den Häusern stehen neben Fuhrwerken auch wieder Autos. Die meisten sehen aus, als interessiere sich in Deutschland niemand mehr für sie. Doch es gibt auch neuere. Eines davon, ein SUV aus dem Hause mit dem Stern, bleibt plötzlich neben mir stehen. Am Steuer: ein junger Mann mit einem T-Shirt, auf dem das Logo der bayerischen Motorenwerke auf der Brust prangt. Woher ich denn komme. Ich lasse es ihn wissen und wir quatschen ein wenig. Auf englisch. Er meint, ich hätte mich verfahren. Sehe ich anders. Wenn ich an das schwarze Meer wolle, solle ich mich Richtung Konstanza halten. Ich versuche ihm zu erklären, dass meine Route anders aussieht, er entgegnet, dass ich keine günstige Strecke gewählt habe. Ich befände mich in einer sehr armen Gegend. Dann hat er es eilig. Ein Kunde warte. Ich verabschiede mich. Ob er den Ort kennt, den ich an diesem Morgen als erstes durchquerte? Ich bin mir nicht sicher. Unwahrscheinlich jedenfalls, dass dort jemand seiner Dienste bedarf.
Anschließend durchgängig auf Asphalt Eindrücke, wie ich sie bereits am Vortag gewann: gelegentlich schießen Hunde aus dem Nichts auf mich zu, ich kurbele nur selten auf ebenen Abschnitten und der Verkehr, er stört kaum. Manchmal Autos im Minutentakt, gelegentlich auch mal minutenlang keines. Ebenfalls immer wieder: Fuhrwerke. Kommen sie mir entgegen, verlangsame ich meine Fahrt. Die meisten Pferde bleiben gelassen, doch nicht alle. Einmal nimmt ein Gaul panisch Reißaus und prescht eine Böschung hoch. Soweit ich aufgeschnappt habe, scheuen die Tiere vor den Flatterbändern meiner Fahne. Zum Glück passiert jedoch nicht Schlimmeres. Der Karren kippt nicht um, der Mann an den Zügeln bleibt sitzen, behält sie in den Händen und gewinnt wieder Kontrolle. Entschuldigen tue ich mich trotzdem.
Gegen Mittag erreiche ich schließlich Cernavoda, den Ort, in dem ich zunächst vorgehabt hatte zu übernachten. Viereinhalb Stunden kosteten mich die 45 Kilometer, einschließlich einer kurzen Rast an der Donau. Auch hier konnte ich nicht der Versuchung widerstehen, die Seele mit Blick auf den Fluss einen Moment lang baumeln zu lassen. Ich wähne mich langsam im richtigen Modus.
Cernavoda selbst bleibt für mich eher glanzlos. Wieder keine Touristeninformation, zumindest keine, die geöffnet hat. Als ich mich zum Zentrum hin durchfrage, die Gegenfrage, was ich denn suche. Meine Antwort verursacht Stirnrunzeln: ein Restaurant. Nach einigem Überlegen dann der Hinweis, wo ich hin solle. Drei Straßenecken wieder zurück. Dort gäbe es etwas. Im Zentrum selbst fände ich nur Geschäfte.
Das empfohlene Lokal ist in der Tat nicht schlecht. Ich habe das Rad im Blick, es gibt alkoholfreies Bier, Sprite, Salat und Pizza. Alles zusammen einschließlich Trinkgeld für umgerechnet 14 Euro. Schmecken tut es auch, die selbst gemischten Radler sind ein wahrer Hochgenuss und am Ende ist das Loch im Bauch gestopft. Ein drittes Radler hätte hingegen gut getan, doch ein weiterer dreiviertel Liter Flüssigkeit und das Schwappen im Magen wäre noch deutlicher zu spüren. Schon die anderthalb Liter kommen anschließend die Hügel hinauf nochmals schwer in Bewegung.
Hatte ich zunächst vor, die Tagesetappe nach gut siebzig Kilometern in Topalu ausklingen zu lassen, so wird daraus nichts. Das dort anvisierte Gästehaus hat laut Nachbarn den Betrieb eingestellt, ein weiteres existiere nicht und das in Capidava, sechs Kilometer zuvor, ist ausgebucht. So lasse ich mich von Ort zu Ort schicken, bis man mir schließlich rät, nach Hârsova zu fahren. Dort solle es einige Hotels und Pensionen geben. Was lediglich variiert, sind die Entfernungsangaben. Ich finde mich schon fast damit ab, erneut irgendwo im Nirgendwo mein Zelt aufzuschlagen, erlöst mich um halb acht eine Entfernungsangabe am Straßenrand: noch sechs Kilometer. Ich sammele ein weiteres Mal die Kräfte, lasse mich auch von der Schnellstraße nicht abschrecken, dann ist es geschafft. Fast. An der Kreuzung, an der meine Route abzweigt, verabschieden sich die Akkus des Navis. Laut Wegweiser sind es von dort noch 95 Kilometer bis Tulcea, der Ort, den ich mit dem Donaudelta verbinde. Gut, mag sein, dass meine Route noch ein paar Schlenker mehr macht, aber immerhin. Es wird überschaubar. Im Stich hingegen lässt mich das Internet-Buchungsportal. Um viertel vor acht weigert es sich, mir Möglichkeiten zu Reservierungen anzubieten. Nach einem Akkutausch probiere ich mein Glück und fahre weiter. Mutmaßlich in der Nähe eines Hotels spreche ich eine Frau vor einer Pizzeria an. Augenblick, so ihre Antwort, sie helfe mir gleich weiter. Ich möge mich noch fünf Minuten gedulden. Ich warte. Kurz darauf verlässt sie mit zwei Kartons das Restaurant. Ich möge zu ihr in den Wagen einsteigen. Zwar bilde ich mir ein, eine grobe Richtungsangabe täte es auch, aber gut, ich bin froh, dass mir jemand hilft. Mein Vehikel lasse ich unter den angeblich wachsamen Augen einer Pizzabäckerin stehen, wir fahren einen Kilometer, meines Erachtens in die falsche Richtung, dann hält die junge Frau vor einem Haus und meint, wir seien da. Eine Tür öffnet sich, kurze Begrüßung, dann zeigt man mir ein Zimmer. Ein privat geführtes Gästehaus. Zwanzig Euro soll die Übernachtung kosten. Der Preis für mich ist okay. Ein Hotel wäre kaum preiswerter, das Quartier steht nach meinem Dafürhalten einem solchen in nichts nach und ich habe eine Unterkunft. Kurz darauf bin ich wieder an der Pizzeria, tausche Beifahrersitz gegen Fahrersitz, wenig später die finale Parkposition für den Tag erreicht. Die anschließende Dusche? Sie dauert. Auch etwas, das sich genießen lässt.
Ausrüstung
Rad + Zubehör
- Damen-Trekkingrad (Diamant Elan Deluxe) bereift mit Schwalbe Marathon Plus, Packtaschen Ortlieb Back Roller (2 x 20l) sowie Rack Pack (1 x 31l), Lenkerkorb Klickfix (Uni Korb; 16l)
- Liegedreirad HP Velotechnik Scorpion fx mit Rohloff SPEEDHUB 500/14 Gangschaltung, bereift mit Schwalbe Marathon Plus, Ortlieb Liegeradpacktaschen (54 Liter), Liegerad Rucksack (18 Liter), Packsack PS490 (22 Liter; für Zelt, fixiert mit 2 Spanngurten)
- 2 Fahrradschlösser Abus Granit X-Plus
- 2 Kabelschlösser Abus Globetrotter 202/90 zur Sicherung des Gepäcks
- Werkzeug, Flickzeug und Ersatzteile (u.a. Schläuche, Mantel, Speichen, Bremsbeläge, Kettenschlösser, Kettenöl, Luftpumpe)
Camping
- Zelt Hilleberg Staika + Footprint
- Isomatte Therm-a-Rest ProLite Plus large sowie Reparaturflicken
- Kopfkissen Therm-a-Rest Compressible Pillow
- Kunstfaserschlafsack Mountain Hardwear Lamina Z Flame/Daunen-Schlafsack Meru Kolibri
- großes und kleines Microfaser Handtuch sowie Waschlappen
- Ortlieb Faltschüssel, Wassersack + Duschvorsatz
- Scrubba Waschsack (Outdoor "Waschmaschine")
- Trangia Sturmkocher-Set mit Spirituskocher
- Brennspiritus, Streichhölzer, Feuerstein/-stahl
- Campingbesteck (Messer, Gabel, Löffel)
- Trinkbecher mit Faltgriff
- Spüli, Geschirrtuch
Bekleidung
- Kappe
- T-Shirts
- Pulli
- Slips
- Hosen
- Socken
- Trekkingschuh/Wanderstiefel
- Sandalen/Crocs
- Badehose
- Weste (Windbreaker)
- Multifunktionstuch (Buff)
- Regenbekleidung (Jacke, Hose)
- Fahrradhelm, Warnweste
Technik
- 1 Netbook Asus Vivobook E200H
- GPS Gerät Garmin etrex (Vista HCx) mit Kartenmaterial OpenFietsMap (s.u.)
- 1 Kamera Panasonic Lumix TZ91
- 2 Smartphones (Samsung; 1 x Galaxy S3 mini, 1 x Galaxy J5) jeweils mit AldiTalk Prepaid Karte
- 1 Sanyo eneloop USB-Ladegerät MDU01 zum Aufladen von 2 AA bzw. AAA Akkus
- 1 Anker Powerbank 20000 mAh + Ladegerät
- 1 Stirnleuchte
- Ersatzakkus für Navi & Taschenlampen
Sonstiges
- Kulturbeutel mit Zahnbürste, Zahnpasta, Shampoo, Rasierapparat/Haarschneidemaschine
- Sonnenbrille, Lesebrille (man ist ja nicht mehr so ganz jung)
- Klappschaufel, Toilettenpapier
- 3m Seil und Wäscheklammern
- 1 Rolle (5m) Duck Tape, handvoll Kabelbinder
Links
Haftungshinweis:
Trotz sorgfältiger Kontrolle übernehme ich keine Haftung
für die Inhalte der nachfolgend aufgeführten externen Links;
für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.
Die verlinkten Seiten empfand ich im Zuge der Reisevorbereitung als informativ, lesens- und empfehlenswert.
Sollte wider Erwarten ein Verweis nicht mehr funktionieren,
so bin ich für einen entsprechenden Hinweis dankbar.
Die Reihenfolge der Einträge stellt keine Wertung dar, sondern entspricht im Wesentlichen der, in der ich die Seiten kennen gelernt habe.
zur Reise
- der Donauradweg auf Wikipedia
-
die offizielle Seite des Donau-Radwegs,
was auch immer man darunter verstehen mag.
Unstrittig: Seite eines kommerziellen Radreiseanbieters mit ein paar netten Bildchen und Informationen zu einzelnen Orten - Hinweise zum Donau-Radweg in einem nicht-kommerziellen Tourenportal.
- Velofide - Notizen eines schweizer Pärchens, das 2012 der Donau mit dem Rad folgte.
Software
- Openstreetmap - freie Weltkarte
- OpenFietsMap - aus Openstreetmap generierte routingfähige Fahrradkarten (Schwerpunkt: Europa)
- GPS Babel - freie Software zur Konvertierung zwischen verschiedenen Datenformaten (u.a. kml/gdb)
- Google Maps - kostenlos nutzbare Straßenkarte
- Google Earth - weltweite geografische Informationen, auch kostenlos