Ostseerunde i
Vorgeschichte
Hin, her, her, hin. Deutschlandrunde oder einmal um die Ostsee. Vor meiner Wintertour entlang der Weser gehe ich an sich davon aus, es sollte das fernere Abenteuer werden, als ich zurück komme, habe ich Zweifel, wenig später verkünde ich, ich bleibe im Sommer im Lande. Blöd irgendwie, liegt zweimal Futter für das Navi in der Schublade. Nach dem Besuch der SPEZI dann der Sinneswandel zurück. Doch lieber in diesem Jahr die größere Tour. Wer weiß, was kommt. Das Ziel dabei: Slettnes Fyr, der nördlichste Leuchtturm auf dem europäischen Festland, südöstlich des Nordkapps. Mit Anlauf über das Baltikum und auf dem Rückweg über die Lofoten. Weil es sich irgendwie anbietet, ich bislang weder das eine noch das andere kenne und beides seinen Reiz haben soll. Meine Erwartungen? Nichts konkretes. Dem Zufall eine Chance. Der zwischenzeitliche 60-ste Geburtstag? Logische Konsequenz, hat man die 59 im Vorjahr erreicht. Der Lauf der Dinge. Ob der Wechsel in die nächste Dekade Nebenwirkungen mit sich bringt? Bleibt abzuwarten. Genau wie alles andere. Die letzten Jahre zeigten, wie schnell sich Dinge ändern können. Corona, das Leben der Eltern, der Nachwuchs des Nachwuches, die eigene Gesundheit, Krieg in Europa - wer vermag abzusehen, was als nächstes kommt? Also: Ostsee. Einmal weitläufig außen rum. Was daraus wird, wie weit ich komme, was ich dabei erlebe? Nachlesbar. Nachfolgend und solange ich unterwegs bin, Tag für Tag.
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Reisetagebuch
Die nachfolgenden Einträge entstanden während der Reise.
Passt ein Satzende nicht zum Anfang,
hat sich ein falsches Wort eingeschlichen
oder fehlen Buchstaben, Punkte oder Kommas
oder sind diese in die falsche Reihenfolge geraten,
so mag es nach den Kilometern des Tages,
an Konzentration sowie Zeit und Muße für eine Korrekturlesung gemangelt haben und ich bitte um Nachsicht.
Wer Fehler findet, der mag sie behalten oder mir diese gerne mitteilen.
Ansonsten freue ich mich auch und gerade unterwegs über Mitleidsbekundungen, Durchhalteparolen, Tipps und Empfehlungen,
was ich mir auf keinen Fall entgehen lassen darf,
oder Anekdoten aus dem eigenen Leben, selbst wenn sie nichts mit dieser Tour zu tun haben.
Sollte während einer Tour die tägliche Berichterstattung mal auf sich warten lassen
– fehlende Kommunikationsinfrastruktur, leere Akkus oder Begegnungen mit netten Mitmenschen mögen die Ursache sein.
Nun aber: viel Spaß bei der Lektüre. Sollten beim Lesen Fragen aufkommen - fragen!
2023-06-29
45. Tag: 93 Kilometer (Gesamt: 3866); 583 Höhenmeter; 101 Meter max. Höhe
Strecke: Vaalimaa (08:30) - Lappeenranta (17:15)
Wetter: sonnig, 25°
Richtungswechsel - mal wieder. Viel weiter nach Osten geht es für mich nicht, einstweilen ist mehr oder weniger Norden an der Reihe. Entsprechend heißt es ebenso Abschied nehmen von dem Gewässer, das in Deutschland Ostsee genannt wird. Wenige Kilometer nach meinem Aufbruch erreiche ich Vaalimaa. Den Ort als solchen zu bezeichnen halte ich für gewagt. Im Wesentlichen ist Vaalimaa Grenzübergang und Einkaufszentrum. Nicht unwesentliche Geschäfte betreibt beziehungsweise betrieb man bis zum Überfall der Russen auf die Ukraine mit den Menschen aus dem Nachbarland. Neben finnisch ist alles Mögliche in Russisch beschriftet. Ob das "Zsar" Outlet-Center seine Tore später am Tag öffnet oder auf unbestimmte Zeit geschlossen bleibt? Es erschließt sich mir nicht, erweckt in mir aber den Eindruck, dass sich nach seiner nicht lange zurück liegenden Fertigstellung noch nicht viele Besucher darin verloren haben. Der andere Konsumtempel, der unter anderem einen Lidl beherbergt? Erlebte sicherlich auch schon bessere Tage. Auf dem Parkplatz steht ein Bus mit russischem Kennzeichen, einige wenige Wagen mit gleichartigen Nummernschildern sowie ein paar mehr mit finnischen und für eine Viertelstunde mein Liegedreirad. Wider besseren Wissens. Irgendwie hat der Discounter nicht das im Sortiment, was ich bevorzuge.
Kurz nach neun dann Richtungswechsel. Ich biege ab von der 170 und auf eine 387, die für meinen Geschmack viel schöner auch mit "Via Karelia" ausgeschildert ist. Sie ähnelt sehr stark dem Bild, das ich beim Planen der Route vor meinem geistigen Auge hatte. Bäume, Bäume, Bäume, wenig Verkehr, ab und zu ein See. Dass es quasi ständig rauf und runter geht, die Geraden sich gar nicht so weit ziehen oder auf den ersten Kilometern ein Radweg verläuft? Ist halt so. Ich schalte das Navi in den Energiesparmodus, also das Display ab, und fühle mich wie "King of the road". Es ist großartig. Einfach nur fahren. Einfach. Nur. Fahren. Auf glattem Asphalt, unter einem leicht bewölkten Himmel, bei angenehmen 25 Grad. Ich könnte jauchzen vor Vergnügen. Nach dreißig Kilometern gegen halb zwölf die erste Pause. Die, in der ich meine Müsli Vorräte dezimiere. An einem Rastplatz am Rande eines Ortes. Kurz bevor ich wieder starte frage ich in einem Gebäude, an dem ein Schild Touristeninfo steht, ob ich eine Wasserflasche auffüllen kann. Der dort sitzende Herr in meinem Alter gestattet es mir. Und ich könne ebenso einen Blick auf die Ausstellung im angrenzenden Raum werfen. Ich staune nicht schlecht. Die Vitrinen sind voller Edelsteine. Als ich dem Mann erzähle, dass ich erst wenige Wochen zuvor etwas Ähnliches in Idar-Oberstein sah, ist er total begeistert, lädt mich ein, zu einer nahe gelegenen Mine zu fahren oder mir einen eindrucksvoll schimmernden Stein zu schenken. Ich lehne dankend ab, verspreche ihm aber, sein Museum in meinem Blog zu erwähnen (für Interessierte: es findet sich in Ylamaa, nennt sich Spectrolite und findet sich unter diesem Namen auch im Netz oder bei Facebook).
Nach weiteren dreißig Kilometern stutze ich. Als ich auf das Navi schaue um zu sehen, wie spät es ist, stelle ich fest: ich habe meine Route verlassen. Irgendwo überlegte ich mir Zuhause am Rechner, rechts abzubiege. Ein wenig scrollen zeigt mir hingegen, dass beide Wege sich ein Stück weiter wieder treffen und ich auf der eingeschlagenen Strecke ein paar Kilometer spare. Dann halt so. Das Schicksal hingegen ist behaarlicher. 25 Kilometer vor Lappeenranta stoße ich auf eine Baustelle und Umleitung, die mich zurück führt auf meine Zuhause ersonnene"rote Linie". Okay. Nachdem ich in der für finnische Verhältnisse "hroßen Stadt einen Campingplatz entdecke, gibt es kein Halten mehr. Ich möchte nur noch bald ankommen
Ein Fehler, schiebe ich dabei meine Salatpause vor mir her. Am Ende bin ich fix und fertig, zu müde für ein Bad im See und der Reisealltag gewinnt - Duschen, Wäschewaschen, Kochen, Essen, Erinnerungen Festhalten, Schlafen).
Ausrüstung
Rad + Zubehör
- Liegedreirad HP Velotechnik Scorpion fx mit Rohloff SPEEDHUB 500/14 Gangschaltung und Wetterschutzhaube (Streamer), bereift mit Schwalbe Marathon Plus
- 1 Paar Ortlieb Liegeradtaschen (54 Liter)
- 1 Ortlieb Liegerad Rucksack (18 Liter)
- 1 Ortlieb Packsack PS490 (22 Liter; für Zelt & Sandalen)
- 1 Fahrradschloss Abus Bordo X-Plus 6500/85 sowie ein Stahlseil Abus Cobra zur Sicherung des Rades
- 1 Kabelschloss Abus Globetrotter 202/90 zur Sicherung des Gepäcks
- 1 Bremsscheibenschloss Abus als Wegfahrsperre für zwischendurch
- Spanngurte
- Werkzeug, Flickzeug und Ersatzteile (u.a. Reifen, Schläuche, Speichen, Bremsbeläge, Kettenschlösser, Kettenöl, kleine Doppelhub Luftpumpe)
Camping
- Zelt Hilleberg Soulo + Footprint
- Isomatte Therm-a-Rest ProLite Plus large sowie Reparaturflicken
- Kunstfaserschlafsack Mountain Hardwear Lamina Z Flame + Cocoon Baumwoll Inlett
- großes und kleines Microfaser Handtuch sowie Waschlappen
- Ortlieb Faltschüssel, Wassersack + Duschvorsatz
- Scrubba Waschsack (Outdoor "Waschmaschine")
- Trangia Sturmkocher-Set mit Spirituskocher
- Brennspiritus, Sturmfeuerzeug, Feuerstein/-stahl
- Campingbesteck (Messer, Gabel, Löffel)
- Trinkbecher mit Faltgriff
- Spüli, Geschirrtuch
Bekleidung
- Kappe
- T-Shirts
- Pulli
- Slips
- Hosen
- Socken
- 1 Paar Wanderstiefel
- 1 Paar Sandalen
- Badehose
- Weste (Windbreaker)
- Multifunktionstuch (Buff)
- Regenponcho
- Arm- und Beinlinge
- 2 Paar Fahrrad Handschuhe (ohne und mit Fingerspitzen)
- Fahrradhelm, Warnweste
Technik
- 1 GPS Gerät Garmin GPSMap 64s mit Kartenmaterial OpenFietsMap (s.u.)
- 1 Kamera Panasonic Lumix TZ82
- 1 Smartphone Gigaset GX290 mit deutscher Prepaid Karte
- 1 Ansmann Lithium 2 USB-Ladegerät zum Aufladen von 2 AA bzw. AAA Akkus
- 2 Powerbanks Anker 20.000 mAh
- 1 Solarpanel Anker 21 W
- 1 Stirnleuchte
- Ersatzakkus für Navi & Taschenlampen
Sonstiges
- Kulturbeutel mit Zahnbürste, Zahnpasta, Shampoo, Rasierapparat/Haarschneidemaschine
- Sonnenbrille, Lesebrille (man ist ja nicht mehr so ganz jung)
- Klappschaufel, Toilettenpapier
- Seil/Wäscheklammern
- 1 Rolle (5m) Duck Tape, handvoll Kabelbinder
Links
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so bin ich für einen entsprechenden Hinweis dankbar.
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Reisebekanntschaften
- Spectrolite Ylamaa - Edelsteinmuseum in Finnland
- inselwelt.com - Internetseite des netten Finnen, der mich auf seine Insel einlud
- glorypedalling.com - Blog des in Tromsø kennengelernten Reiseradlerpärchens Sabine und Uwe